Oracle unter Druck

Ein schwächer als erwartet ausgefallenes Wachstum der Cloud-Sparte hat Oracle ein Quartalsergebnis beschert, das hinter den Prognosen des Marktes zurückblieb. Der Konzernumsatz erhöhte sich zwar deutlich auf 16,01 Milliarden US-Dollar, blieb jedoch unter den von Analysten erwarteten 16,21 Milliarden Dollar. Die Reaktion an den Finanzmärkten fiel entsprechend aus, denn die Aktie verlor im nachbörslichen US-Handel mehr als zehn Prozent und fiel zeitweise unter die Marke von 200 Dollar.
Ursache für die deutliche Kursbewegung ist das Auseinanderklaffen von hohen Investitionskosten und geringer als erhoffter Umsatzdynamik. Oracle baut seine Infrastruktur für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz massiv aus und investiert Milliardenbeträge in neue Rechenzentren. Gleichzeitig entwickelten sich die Einnahmen in der Cloud langsamer als prognostiziert. Die Kapitalausgaben lagen im jüngsten Quartal bei rund zwölf Milliarden Dollar und damit erheblich über den Erwartungen. Im Vorquartal hatten sie noch 8,5 Milliarden Dollar betragen. Laut dem Finanzvorstand fließt der Großteil dieser Ausgaben in technische Ausrüstung für Rechenzentren.
Beobachter verweisen darauf, dass Oracle aufgrund des kreditfinanzierten Ausbaus sowie möglicher Klumpenrisiken besonders im Fokus steht. Der Anstieg der Cloud-Erlöse verringerte sich auf 50 Prozent, nachdem in den drei Monaten zuvor noch ein Plus von 55 Prozent verzeichnet worden war. Börsianer hatten hier mit einem deutlich stärkeren Wachstum gerechnet.
Das Unternehmen ist auf steigende Einnahmen angewiesen, um die umfangreichen Investitionen zu tragen. Oracle verfügt derzeit über Verbindlichkeiten von rund 100 Milliarden Dollar und plant laut Medienberichten, weitere 38 Milliarden Dollar für den Ausbau der KI-Infrastruktur aufzunehmen. Für das Jahr 2025 rechnet der Konzern mit einem Umsatzanstieg seiner Cloud-Sparte um 77 Prozent auf 18 Milliarden Dollar. In den darauffolgenden Jahren sollen ähnliche Wachstumsraten möglich sein. Bis 2030 wird ein Umsatzanstieg auf voraussichtlich 166 Milliarden Dollar erwartet, womit dieser Geschäftsbereich rund drei Viertel der Gesamteinnahmen beitragen würde.
Die positiven langfristigen Aussichten hatten in der Vergangenheit bereits zu deutlichen Kursgewinnen geführt und die Marktkapitalisierung in die Nähe der Billionen-Dollar-Grenze gebracht. Die nun veröffentlichten Zahlen zeigen jedoch, dass das Unternehmen trotz kräftiger Investitionen aktuell nicht im erwarteten Tempo wächst.




